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Energiewende mit Kalter Nahwärme

Stadtwerke Tecklenburger Land treiben Wärmewende in der Region voran

Tecklenburger Land, 07.09.2022. Nicht erst seit Ausbruch des Ukraine-Krieges und den Kürzungen der Erdgaslieferungen aus Russland ist klar: Eine nachhaltige Wärme- und Energieversorgung unter Einsatz von erneuerbaren Energien ist wichtiger denn je. „Als kommunales Stadtwerk haben wir eine besondere Verantwortung, die Energiewende in der Region voranzutreiben. Wir sehen uns klar als Partner der Kommunen, wenn es um die kommunale Wärmeplanung geht“, sagt Tobias Koch, Geschäftsführer der Stadtwerke-Gesellschaften SWTE Netz, SWTE Kommunal und SWTE Innovation. Daran arbeitet der regionale Versorger auf vielen Ebenen.

Zum Beispiel beim Thema Wärmenetze. „Hier setzen wir bei Neubaugebieten auf das Konzept der Kalten Nahwärme“, sagt Tobias Elsner, Abteilungsleiter Projektentwicklung bei der SWTE Netz. Mit der Planung und dem späteren Betrieb eines Kalte-Nahwärmenetzes im Baugebiet Niestadtweg in Mettingen entwickeln die Stadtwerke Tecklenburger Land eine Art Blaupause für andere Siedlungen und Quartiere. Auch das geplante Uferquartier in Hörstel soll über Kalte Nahwärme von den Stadtwerken Tecklenburger Land versorgt werden. „Wichtigster Energieträger für diese Wärmenetze ist Geothermie“, sagt Tobias Elsner.

Kalte Nahwärme

Die Erdwärme erhitzt ein Flüssigkeitsgemisch, das über das Nahwärmenetz zu den einzelnen Häusern transportiert wird. Mittels Wärmepumpen wird das Gemisch in den Häusern auf die gewünschte Temperatur gebracht und zum Heizen – im Sommer auch zum Kühlen – zur Verfügung gestellt. Während bei modernen Neubauten eine niedrige Vorlauftemperatur ausreicht, um effizient eine Wärmepumpe nutzen zu können, sieht es im Bestandsbau in der Regel anders aus. Dort sind höhere Vorlauftemperaturen erforderlich. „In mehreren hundert Metern Tiefe ist ein deutlich höheres Wärme-Niveau zu erwarten. Das eröffnet neue Möglichkeiten zur Wärmeversorgung von älteren Siedlungsgebieten und Quartieren“, erklärt Tobias Elsner.

Geothermisches Potenzial wird untersucht

Vor diesem Hintergrund untersuchen die Stadtwerke Tecklenburger Land aktuell mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts das geothermische Potenzial im Versorgungsgebiet der SWTE. „Wir schauen uns unser Netzgebiet an, um zu untersuchen, welche Umsetzungsmöglichkeiten wir in welchem Ort in unserem Versorgungsgebiet haben“, so Tobias Elsner. „Unsere Idee ist es, wie bei der Kalten Nahwärme mehrere Bohrfelder zu schaffen, ein Wassergemisch als Wärmeträger in die Tiefe zu leiten und die dort erwärmte Flüssigkeit mithilfe von Großwärmepumpen in einer Heizzentrale aufzubereiten, um Quartiere im Bestand über ein Nahwärmenetz zu beliefern“, erklärt der Ingenieur.  Denkbar wäre alternativ auch eine dezentrale Aufbereitung des Wärmeträgers in den Immobilien vor Ort.

Heizzentrale Baugenossenschaft

Ein Beispiel, wie eine nachhaltige Energieversorgung im Bestand umgesetzt werden kann, ist das Quartier Feld und Flur in Ibbenbüren. Dort haben die Stadtwerke Tecklenburger Land für die Baugenossenschaft Ibbenbüren (BGI) eine Wärmezentrale für Neu- und Bestandsbauten geschaffen. Das kombinierte Heizsystem arbeitet mit einer Brennwertkesselanlage auf Erdgasbasis und Wärmepumpen. Die neue Heizzentrale ersetzt eine Wärmebelieferung auf Kohlebasis. Sukzessive werden die Bestandsbauten im Bereich Flurstraße abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Dank ihrer guten Energieeffizienz können die Neubauten mithilfe von Wärmepumpen beheizt werden. Um die für die Bestandsbauten erforderlichen höheren Vorlauftemperaturen zu erreichen, setzen die Stadtwerke Tecklenburger Land ein Erdgas-Heizsystem ein. Durch die Hybridanlage mit einer Wärmepumpe und einem Gasbrennwertkessel kann die BGI so langfristig auf einen sich verändernden Bedarf an Neubauten und Modernisierungen variabel reagieren und den regenerativen Anteil sukzessive ausbauen.

PV und E-Mobilität

Zusätzlich haben die Stadtwerke im Quartier eine PV-Anlage mit einer Leistung von 25 kWp errichtet. Sie dient zur Unterstützung der Wärmepumpen in der Heizzentrale. Um die Leistung der PV-Anlage noch besser nutzen zu können, kommt ein Batteriespeicher zum Einsatz. Und auch das Thema E-Mobilität ist mitgedacht. Die elektrischen Versorgungsleitungen wurden für zukünftige Bedarfe für E-Mobilität dimensioniert.

Energieerzeugung in der Region

Ein großes Thema für die Stadtwerke Tecklenburger Land ist die Energieerzeugung in der Region. Mit rund 7.600 Anlagen im Netzgebiet verzeichnet die SWTE Netz für einen Netzbetreiber überdurchschnittlich viele Einspeiseanlagen. Und die Zahl wächst weiter. So verzeichnet die SWTE Netz aktuell monatlich um die 180 Anträge auf Anschluss einer Einspeiseanlage an das Stromnetz. Das Gros davon sind PV-Anlagen von Privathaushalten. Vor dem Hintergrund der Energiewende gewinnt Strom weiter an Bedeutung. SWTE-Geschäftsführer Tobias Koch wirft einen Blick voraus: „Auch als Stadtwerke Tecklenburger Land möchten wir mit eigenen Erzeugungsanlagen regionalen Ökostrom erzeugen.“

BU: Für das Kalte-Nahwärme-Netz im Neubaugebiet Niestadtweg in Mettingen sind die Probebohrungen bereits erfolgt. Foto: Stadtwerke Tecklenburger Land / Eva Niestegge